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Le Puy-en-Velay [zurück]

Frankreich, Auvergne, Le Puy-en-Velay, die Kathedrale © ATOUT FRANCE OT du Puy en Velay Wallfahrtsort mit Jahrhunderte alter Tradition - Sammelpunkt am Jakobsweg

In den sanften romantischen Hügellandschaften der Haute-Loire, vom Fluss Loire durchzogen, wachsen die bekannten grünen Linsen von Le Puy. Die Hauptstadt Le Puy-en-Velay ist auch heute noch einer der großen Ausgangspunkte des Jakobspilgerweges. Wer sich in das Ambiente dieser befestigten Stadt im Mittelalter hineinversetzen möchte, muss das «Vogelkönigsfest» im September besuchen, für das sich die ganze Stadt verkleidet.

Meine zweite Begegnung mit Le Puy-en-Velay war 1978. Ich war auf Campingurlaub mit meiner Freundin Edith, heute meine Frau, unterwegs. Von Südfrankreich fuhren wir durch das Tarn-Tal und kamen nach einigen kühlen und feuchten Nächten im Zelt nach Le Puy-en-Velay. Wir wollten aber in ein Hotel, weil auch in Le Puy-en-Velay das Wetter für den August zu feucht und kalt war. Suchen wollten wir auch nicht lange und hielten in der Stadt vor dem nächstbesten, "herunter gekommenen" Hotel. Egal, Hauptsache warme Dusche und ein Bett. Frankreich, Auvergne, Le Puy-en-Velay © ATOUT FRANCE OT du Puy en Velay, Jean Malburet

Das Hotel machte beim Betreten den Eindruck eines Stundenhotels und uns war nicht ganz wohl zu Mute. Aber Kälte und Feuchtigkeit, sowie schmaler Urlaubsbeutel überzeugten uns, das angebotene Zimmer zu nehmen. Das Zimmer: die Tapete blätterte von den Wänden, es war, soweit ich mich noch erinnere, spartanische eingerichtet. Doch die Dusche funktionierte und das Wasser war herrlich warm. Müde nach einem ganzen Tag im Auto, das Wetter launisch, beschlossen wir, im Haus zu essen - egal, welch' Etablissement es wirklich sei.

Doch was für eine Überraschung! Das Restaurant war mit Spiegeln ausgestattet, die Kellner fast elegant gekleidet und das Essen, ja, daran kann ich mich nun beim besten Willen nicht mehr erinnern - aber es muss wohl auch sehr gut gewesen sein. Wie das Hotel hieß, weiß ich leider auch nicht mehr.

Jedenfalls nach einer Nacht im herrlich warmen Bett zeigte ich am nächsten Vormittag Edith die Stadt. Wir stiegen zunächst auf den Vulkankegel auf, der die Marienstatute trägt, den Rocher Corneille. Die Statue der 'Notre Dame de la France' wurde 1860 errichtet und misst 16 Metern in der Höhe. Sie wurde aus dem Metall von 213 während des Krimkrieges (1853 bis 1856) bei Sewastopol erbeuteten Kanonen gegossen. Später wurde sie rosa angemalt, wie man sie heute auch sieht. Die andere Vulkankegelspitze trägt die Kirche Saint-Michel d’Aiguilhe, die Kirche des Heiligen Michaels auf der Nadel - sehr passend zum Ort (Spitze), auf der sie sich befindet. 268 Treppenstufen müssen Sie hinaufsteigen, um den Eingang der Kapelle zu erreichen. Frankreich, Auvergne, Le Puy-en-Velay © ATOUT FRANCE OT du Puy en Velay, Jean Malburet

Und die dritte Sehenswürdigkeit ist die Kathedrale Notre Dame. Pilger, die aus Mitteleuropa auf ihrer Reise nach Santiago de Compostela sich hier sammelten, erhielten und erhalten noch heute den Pilgersegen. Le Puy-en-Velay ist einer der vier in Frankreich liegenden Ausgangspunkte des Jakobsweges. Und er ist auch der historischste unter ihnen, da der Chemin du Puy auf der ersten Pilgerfahrt beruht, die 950 von Gotescalc, Bischof des Puy, unternommen wurde. Die Klassifizierung bestimmter Abschnitte des beschilderten Weges, der Kathedrale und des Hospiz in Puy-en-Velay, das von der UNESCO ins Weltkulturerbe aufgenommen wurde, hat dieser 1 509 Kilometer langen Route, die unter der Bezeichnung Via Podiensis bekannt ist, einiges an Ansehen verliehen.

Und schließlich ist Le Puy-en-Velay für seine Klöppelarbeiten, Spitzen, berühmt. Auf der steil zur Kathedrale führenden Straße findet man viele Spitzengeschäfte. Vor ihren Eingängen demonstrieren Klöppler und Klöpplerinnen ihr Können. In der Nähe der Kathedrale gibt es das 1974 gegründete Lehrzentrum der Klöppelspitze. Doch nun genug geschrieben über diesen sehenswerten Fleck in der Auvergne!

Zum letzten Bild: Bei der Prozession am 14. oder 15. August wird alljährlich die "Schwarze Madonna" aus der Kathedrale umhergetragen. Man sagt, es handle sich dabei um ein Geschenk von König Ludwig IX (Saint-Louis), der die Statue vom siebten Kreuzzug mitgebracht haben soll. Die aus Zedernholz gefertigte Statue könnte aus Ägypten stammen und eine orientalische Gottheit oder eine koptische Jungfrau darstellen.

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