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Von Korsaren, Gezeitenkraftwerk und Artischocken [zurück]

Eine Rundreise die Landschaften der Bretagne

Von Le Mont Saint Michel kommend, das gerade noch in der Normandie liegt, fuhr ich die weite flache westliche Seite der Bucht von Mont Saint Michel entlang. Badestrände für Abgehärtete, denn auch sommers wird der Atlantik hier nicht viel wärmer als 15°C, bei einigem guten Einbildungswillen vielleicht 18°C. Gerade die richtige Temperatur für Austernzuchten, die sich beispielsweise in Canale am westlichen Ufer der Bucht von Mont Saint Michel befinden. Verkostungen natürlich allerorts möglich (gegen Bezahlung, versteht sich). Nur ein paar Kilometer weiter, am Pointe du Grouin windet es zwar heftig, aber der Blick über die Klippen macht Eindruck. Auf einem Höhenrücken, der Blicke in Badebuchten und über Klippen freigibt, ging es nach Saint Malo.

Die Altstadt von Saint Malo liegt auf einer Insel im Meer, umgeben von mächtigen Mauern. Von hier segelten einst Korsaren mit vom König ausgestellten Kaperbriefen auf alle Weltmeere hinaus, von hier segelte Jacques Cartier gen Westen und entdeckte Kanada (aha, daher die Zweisprachigkeit jenseits des Teiches!). Seefeste Malouiner spezialisierten sich auf die Hochseefischerei vor Neufundland und Labrador. Der Eindruck der vielen "alten" Häuser täuscht leider. Im Zweiten Weltkrieg wurden 80 Prozent der Gebäude innerhalb der Mauern durch Feuer zerstört und mussten naturgetreu wieder aufgebaut werden.

Saint Malo gegenüber liegt der mondänen Badeort Dinard und dazwischen mündet der Fluss Rance in den Atlantik. Kurz vor seiner Mündung in den Atlantik befindet sich das einzige Gezeitenkraftwerk der Welt. Es wurde in den 1960er Jahren errichtet. Die Gezeitenunterschiede von 12 bis 18 Meter werden hier zur Stromerzeugung genutzt, Strom genug, um die Hauptstadt der Bretagne, Rennes, mit ihren 200 000 Einwohnern zu versorgen.

Etwas weiter flussaufwärts liegt die kleine Stadt Dinand, das mit fast 100 Fachwerkhäusern zu den schönsten bretonischen Städten zählt. Wir fahren weiter nach Osten und besuchen die Festungsstadt Fougères. 13 Wehrtürme, durch eine fünf Meter dicke, 30 m hohe und 320 m lange Ringmauer miteinander verbunden, ergeben ein imposantes Bild des Schlosses der Stadt. Bekannt ist Fougères für Damenschuhe und seinen Viehmarkt, einem der wichtigsten Frankreichs.

Auch die nächste Stadt gehört zu den besterhaltenen Festungsstädten der Region - Vitré. Ganz in der Nähe dieses Städtchen steht ein geheimnisvolles Steingebilde, der „Feenfelsen“, ein aus bis zu 43 Tonnen schweren Steinen bestehender Dolmen. Er stammt aus dem 3. Jahrhundert vor Christus.

Nun führt uns unsere Reise quer durch die Bretagne an die Südküste der Region. Vorbei an Rennes, der Hauptstadt Bretagne und durch reizvolle Dörfer und Landschaften erreichen wir bei bei Vannes schließlich die Südküste der Bretagne. In Vannes unterzeichneten die bretonischen Landstände 1532 die Vereinigung des Herzogtums Bretagne mit dem Königreich Frankreich. Hier ist auch der Reifenhersteller Michelin zu Haus. Vannes liegt am Golf du Morbihan . Das Klima hier lässt Feigenbäume und Palmen gedeihen und vor der Küste gibt es ausgedehnte Austernbänke. An der Westseite des Golfes ist Carnac, das Zentrum der Megalith-Kultur. Hier stehen 3 000 Menhire in kilometerlangen Reihen oder Halbkreisen. Sie gehören zu den ältesten Bauwerken der Menschheit. Sie entstanden zwischen 5 000 und 1 500 v. Chr. und sind damit auch deutlich älter als die ägyptischen Pyramiden.

Unsere Reise führt uns nun wieder nach Norden durch den regionalen Naturschutzpark von Armorika über die Monts d’Arrée, die mit dem Roc’h Trévézel und seinen 384 Metern die höchste Bergkette der Bretagne. Bevor wir die Nordküste der Bretagne erreichen, besuchen wir noch die berühmten, umfriedeten Pfarrhöfen und Kalvarienbergen der Bretagne. So stellt der Kalvarienberg von St.-Thégonnec mit 40 Figuren die Passion und Auferstehung dar. Im Nachbarort Guimiliau zeigt der Kalvarienberg in 17 Szenen die Leiden Christi und Lampaul-Gimiliau überspannt ein farbenprächtiger Triumphbalken die drei Kirchenschiffe. Jeder Ort wollte eben noch besser dastehen.

Nun aber kommen wir an die Nordküste der Bretagne, die wild zerklüftet zu den spektakulärsten Küsten Europas zählt. Zuvor noch eine echt bretonische Stärkung: Crêpes – Palatschinken, gefüllt, mit allem, was man sich vorstellen kann. In jedem Dorf gibt es eine Crêperie, in der man diese Crêpes bekommt. Ich habe in diesem Teil der Bretagne in dem kleinen Ort Cléder 1993 meinen ersten Urlaub in der Bretagne verbracht. Zwischen Cléder und den Städte St.-Pol-de-Léon und Roscoff ist auch ein Zentrum des Artischocken-Anbaus. In Roscoff gibt es eines der größten und modernsten Zentren für Ozeanographie und Meeresbiologie in Europa. Berühmt wurden auch die Johnnies von Roscoff, die im 19. Jahrhundert bis um 1930 zu Fuß oder mit dem Fahrrad in England die rote Zwiebel aus dieser bretonischen Region verkauften. Noch heute verkehren Fährschiffe zwischen Roscoff und Plymouth in England und Cork in Irland. Für Besucher der Region interessant auch die Möglichkeit zu einem Ausflug zu den nahegelegenen Kanalinseln.

In Morlaix, das in der Nähe von Roscoff an einer Flussmündung liegt, überspannt ein zweistöckiges Eisenbahnviadukt mit 14 Bögen die Stadt und das Tal. Wir befinden uns bereits auf der Fahrt zurück in Richtung Mont Saint Michel, haben aber noch einen weiteren Höhepunkt der Nordküste der Bretagne vor uns: die „Côte de Granit Rose“, die Küste des rosaroten Granits. Allerdings schimmern die Felsen nur bei bestimmten Lichteinfall auch wirklich rosarot. Schließlich erreichen wir die 120 km lange Smaragdküste, die zu den schönsten und abwechslungsreichsten Küsten Frankreichs zählt. Zwischen Felsklippen breiten sich bei Ebbe goldgelbe Sandstrände aus. Hier befindet sich auch ein Zentrum der Jakobsmuschel. Diese wird im Gegensatz zu Austern und Miesmuscheln nicht gezüchtet, sondern wächst in Tiefen zwischen 10 und 100 Metern auf sandigem bis schlammigen Grund. Allerdings brauchen sie für ihr Wachstum gut 10 Jahre. Ihren Namen hat sie von den Pilgern im Mittelalter erhalten. Diese nutzten die tellerartig gewölbte Schale als Essnapf.

Nun sind wir wieder bei der Klosterinsel Le Mont Saint Michel angelangt. Jetzt werden manche von Ihnen vielleicht sagen: ja, aber da fehlt ja noch so vieles! Richtig, denn ich kann Ihnen nur einen Einblick in die Vielfalt dieser beiden Regionen geben.

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Frankreich, Bretagne, der Strand von Dinard

der Strand von Dinard, Bretagne

Frankreich, Bretagne, Saint Malo aus der Luft

Saint Malo aus der Luft

Frankreich, Bretagne, Dinan

Dinan

Frankreich, Bretagne, Artischokenfeld bei St.-Pol-de-Léon

Artischokenfeld bei St.-Pol-de-Léon

Frankreich, Bretagne, Meeresfrüchte

Meeresfrüchte

Frankreich, Bretagne, so schaut's aus bei Flut...

so schaut's aus bei Flut...

Frankreich, Bretagne,  und so bei Ebbe...

und so bei Ebbe...

Frankreich, Bretagne, Bretonisches Atlantikschwimmen bei Ebbe

Bretonisches Atlantikschwimmen bei Ebbe

Frankreich, Bretagne, eines der vielen Volksfeste der Bretonen, hier eines in Cléder

eines der vielen Volksfeste der Bretonen, hier eines in Cléder


Volksfeste der Bretonen, hier eines in Cléder

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Fest in der Bretagne, hier in Cléder

Frankreich, Bretagne, Fest in der Bretagne, hier in Cléder

Fest in der Bretagne, hier in Cléder

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In der Kirche von Lampaul-Guimiliau, Triumpfbogen

Frankreich, Bretagne, in der Kirche von Lampaul-Guimiliau, Triumpfbogen

Lampaul-Guimiliau

Frankreich, Bretagne, Lampaul-Guimiliau: Detail

Detail aus dem Eingangsbereich der Pfarrkirche in Guimiliau

Frankreich, Bretagne, Detail aus dem Eingangsbereich der Pfarrkirche in Guimiliau

die Pfarrkirche von Locmelar

Frankreich, Bretagne, die Pfarrkirche von Locmelar

Die Pfarrkirche Le Martyre mit einem Calvaire davor

Frankreich, Bretagne, Die Pfarrkirche Le Martyre mit einem Calvaire davor

St. Thegonnec

Frankreich, Bretagne, St. Thegonnec

St. Michel, der höchste "Berg" der Bretagne

Frankreich, Bretagne, St. Michel, der höchste Berg der Bretagne

schäumend prallen die Meter hohen Wellen des Atlantiks an die bretonische Küste

Frankreich, Bretagne

Mondlandschaft, wenn in der Bretagne in Buchten Ebbe ist

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