Über die legendären Oldtimer Grand Prix auf dem Salzburgring von 1974 bis 1987 von Helmut Krackowizer

Oldtimer Grand Prix 1981 auf dem Salzburgring: Start von vier Weltmeistern, von links: 21 - Walter Zeller (GER) Vize-Weltmeister 1956 in der 500-cm³-Klasse auf BMW (hier am Start), 3 - Luigi Taveri (SUI), dreifacher Weltmeister in der 125-cm³-Klasse 1962, 1964 und 1966 auf Honda (hier am Start), 2 - Bill Lomas 1955 und 1956 auf Moto Guzzi Weltmeister in der 350-cm³-Klasse und 1 - John Surtees, der einzige Weltmeister auf zwei (sieben Mal in den 1950er-Jahren) und vier Rädern (1964 auf Ferrari).

Nachdem Helmut Krackowizer sich 1955 vom aktiven Rennsport zurückgezogen hatte, begann er historische Motorräder in ganz Europa aufzuspüren. Einige dieser Funde behielt er, ließ sie restaurieren und tauschte sie wieder. 1967 gründete er den dritten Motor Veteranen Club in Österreich. 1976 war Krackowizer auch kurze Zeit Präsident des österreichischen Motor Veteranen Verbands.

Krackowizer kannte so gut wie jedes historische Motorrad im Detail, wusste die Geschichten seltenen Motorräder und die Lebensläufe von Rennfahrern zu erzählen. Zu seinen Freunden zählten u. a. Sammy Miller, John Surtees, Walter Zeller, Luigi Taveri, Hans Haldemann, Schorsch Meier, und viele andere aus der Motorrennsportszene. Selbstverständlich war er Mitglied beim "Rudge Enthusiasts Club" in England.

Doch Helmut Krackowizer stieg später in den Sattel von Motorrädern und nahm an verschiedenen Veteranenveranstaltungen teil. 1973 nahm er beim ersten Oldtimer Rennen auf dem europäischen Festland, auf dem Nürburgring, mit einer Sunbeam 90, Baujahr 1929 und wurde Gesamtsieger. 1990 schließlich fuhr er im Rahmen der englischen "Tourist Trophy" bei der sogenannten "Lap of Honour" im Sattel einer "Rudge 500" eine Ehrenrunde auf dem Kurs auf der Insel Man. Bei dieser "Lap of Honour" sind nur historische Motorräder zugelassen, mit denen ein Rennen bei der TT gewonnen wurde. Die Maschine von Helmut Krackowizer war die Siegermaschine im Jahr 1930 des Engländers Wal Handley. Bis ins Alter von 77 Jahren - 1999 - nahm er noch aktiv an Veteranenveranstaltungen teil.

Link zu einem nostalgischen Bilderbogen der Oldtimer Grand Prix

Die Entstehungsgeschichte

Oldtimer Grand Prix Salzburgring, 1974 - erster Wettbewerb für historische Motorräder

Einen Lebenstraum erfüllte sich Helmut Krackowizer mit den großartigen Motor-Veteranen-Rennen auf dem Salzburgring, den "Oldtimer Grand Prix".

Zwischen 1974 und 1987 fand am Salzburgring neun Mal der "klassische" Oldtimer Grand Prix für historische Motorräder und Automobile statt, der jedes Mal mehrere Hundert Teilnehmer aus aller Welt anlockte. 1994, 1996 und 1997 gab es dann nochmals Motorveteranenläufe auf dem Salzburgrin in sehr abgespeckter Version in Zusammenarbeit mit dem ARBÖ Salzburg.

Die Entstehung

Erst durch die Eröffnung des "Salzburgring" 1969 als permanente Rennstrecke vor den Toren der Stadt Salzburg entstand die Möglichkeit, an Veranstaltungen mit historischen Fahrzeugen zu denken. Bis zum ersten Oldtimer Grand Prix 1976 konnte man nur kurzzeitig Straßenzüge oder Straßenrundkurse für derartige Veranstaltungen sperren ohne den Verkehr nachhaltig zu behindern.

In den 1960er Jahren gründeten sich dann Motor Veteranen Clubs und man erinnerte sich der Werte alter Automobile und Motorräder. Während man in England schon längere Zeit auf permanenten Rennstrecken derartige Veranstaltungen durchführte, begann man nun auch in Deutschland auf alten Streckenteilen des Nürburgrings (1973) und auf dem Hockenheimring mit historischen Rennveranstaltungen.

So fand dann in Salzburg in Zusammenarbeit des "MVCS Motorveteranen Club Salzburg" unter der damaligen Leitung von Helmut Krackowizer und dem ARBÖ 1974 der "1. Wettbewerb um die Castrol-Austria-Trophäe in memoriam Rupert Karner" auf dem Salzburgring statt. Dabei handelte es sich nur um einen Lauf im Rahmen des Rennwochenendes der Motorrad-Weltmeisterschaftläufe . Dieser Lauf war nur für Motorräder ausgeschrieben. Erst ab 1976 gab es dann auch Läufe für Automobile.

Schon früher hatte die "5. Int. Motorveteranen-Rallye um den blauen Donaupokal der MARTHA" vom 18. bis 20.9.1970 in Salzburg stattgefunden. Die Strecke führte von Salzburg nach Glasenbach, wo die erste Zeitetappe begann, die über Hallein, Wiestal zum Fahrerlager am Salzburgring führte. Die nächste Zeitetappe führte von Fuschl am See nach St. Gilgen hinüber nach Mondsee, die nächste begann in Zell am Moos und ging über Straßwalchen, Neumarkt am Wallersee und Köstendorf nach Mattsee, wo dann eine "ländliche Jause im Braugasthof Sigl" in Obertrum folgte. Die letzte Etappe schließlich begann in Obertrum und brachte die Teilnehmer über Elixhausen, Lengfelden, Bergheim und Plainbrücke zum Ziel in Salzburg-Itzling bei der ARAL-Tankstelle der "MARTHA" in der Raiffeisenstraße. Diese Rallye fand dann nochmals 1975 statt.

Nach 1994 fanden dann noch zweimal Oldtimer Grand Prix am Salzburgring statt, nämlich 1996 und 1997, allerdings organisiert vom ARBÖ Salzburg. Und auch der Charakter der Veranstaltung war der Entwicklung der Zeit schon angepasst: es gab Läufe der "European Challenge for historic Touring cars", Grand Tourisme Meisterschaftsläufe und eben Motorrad-Läufe. Diese waren jedoch mit nur 48 Startern mehr als mager im Vergleich zu den großartigen Veranstaltungen in den 1970er und 1980er Jahren.

Die Oldtimer Grand Prix am Salzburgring

1976: die Bezeichnung "Oldtimer Grand Prix" wird verwendet

Die Veranstaltung

1974 und 1975 fanden nur Läufe im Mai im Rahmen des Motorradweltmeisterschaftslaufes statt. 1976 gab es erstmals einen "Oldtimer Grand Prix" als eigenständige Tagesveranstaltung. Ab 1978 und in den Jahren 1979, 1981, 1983, 1985 und 1987 gab es ihn als Wochenendveranstaltung Ende August oder Anfang September. Sie wurden zum Treffpunkt von Sammlern, aktiven und ehemaligen Rennfahrern. Es gab Bewerbe für Automobile und für Motorräder, jeweils in Jahrgangsklassen und Kubikzentimeter unterteilt.

Bei den "Oldtimer Grand Prix" handelte sich um Gleichmäßigkeitsbewerbe: die erste Runde war eine "Aufwärmrunde", die Zeit der zweiten Runde sollte dann möglichst ohne Abweichungen drei Runden gefahren werden. Somit kam ein Lauf auf fünf Runden, je Runde 4,2 Kilometer. Es wurden je Klasse zwei Läufe absolviert. Sieger war derjenige, der die kleinste Zeitabweichung hatte. Bereits am Freitagnachmittag kamen die ersten Teilnehmer im Fahrerlager an. Samstag war der technischen Abnahme (Sicherheits- und Markenkontrolle) und dem Training gewidmet, der Sonntag den beiden Gleichmäßigkeitsläufen. An diesen Wochenenden kamen bis zu 10 000 Zuschauer an den Ring.

Die erste Veranstaltung am 5. Mai 1974 fand bei strömenden Regen statt. 1979, am Wochenende 8. und 9. September, feierte man gleich zwei Jubiläen: "50 Jahre Gaisbergrennen" (das letzte fand 1968 statt) und "40 Jahre TT-Sieg Schorsch Meier" und man gedachte der 25jährigen Wiederkehr des Todestag des bisher einzigen österreichischen Motorrad-Solo-Weltmeisters Rupert Hollaus.

Der "Oldtimer Grand Prix" musste dann aufgrund von verschärften Lärmschutzbestimmungen des Bundesland Salzburgs in den 1990er-Jahren eingestellt werden. Auch weil die österreichische oberste Sportkommission OSK die letzte Veranstaltung 1994 in letzter Minute mit einem "verstaubten" (O-Ton Helmut Krackowizer) Passus aus der Sportgesetzgebung abzuwürgen versuchte: Bei Veteranenveranstaltungen ist nur eine maximale Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h erlaubt (Anmerkung: 1981 wurde Spitzengeschwindigkeiten von 200 km/h gefahren und Durchschnittsgeschwindigkeiten bis zu 137 km/h gefahren!).

Helmut Krackowizer in einem Interview nach der Veranstaltung 1994 mit Andy Schwietzer: "...wir fuhren die Veranstaltung und schlossen am Ende halt alle Teilnehmer aus, um den Bestimmungen der OSK Genüge zu tun..." - So endete der wohl bekannteste Oldtimer Grand Prix Mitteleuropas! Oldtimer Grand Prix Salzburgring, Helmut Krackowizer bei einer Fahrerbesprechung

Die Teilnehmer

Bei bis 70 Automobilen und bis zu 200 Motorrädern stammten die Teilnehmer aus ganz Europa, manche kamen sogar aus Übersee angereist. Unter den prominenten Teilnehmern waren unter anderem:
bei den Automobilisten:
* Juan Manuel Fangio: der fünffache ex-Weltmeister aus Argentinien war 1979 im Mercedes Benz Grand Prix Rennwagen W 196 aus dem Jahr 1955 der Star der Veranstaltung
 * Niki Lauda, er lenkte einen legendären Mercedes-Benz "Silberpfeil"
 * Prof. Dr. Max Reisch im Steyr Typ 100 6/32 PS, 1400 cm³; mit dem er in den 1930er-Jahren rund um die Welt fuhr (und der vorher die erste Glocknerstraßen-Überquerung mit Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl und Ing. Franz Wallack gemacht hatte)
 * John Surtees, Großbritannien, der einzige Weltmeister auf Motorrad und im Automobil
* der Innsbrucker Otto Mathé mit seinem Porsche Urahn, dem Berlin-Rom-Wagen 1940, der auf VW Basis gebaut, nicht mehr zum Einsatz kam (1977);
* Hans Herrmann aus Deutschland in einem Mercedes-Benz300 SLR (1977);
* 1981 - der Porsche Werkfahrer Jürgen Barth;
* 1981 - Bosch-Renndienstleiter Jüttner;

  bei den Motorradfahrern:
* Bill Lomas, Großbritannien, 1955 und 1956 Weltmeister auf Moto Guzzi
* Luigi Taveri, dreifacher Weltmeister auf Honda aus der Schweiz
* "Wiggerl" Kraus und sein "Schmiermaxe" Bernhard Huser - ehemalige BMW-Beiwagengespannfahrer, fünffache deutsche Meister
* Jock West (GB), BMW-Werksfahrer 1937 - 1939
* Reinhard Hollaus, der Bruder des Weltmeisters Rupert Hollaus; er fuhr jene NSU "Rennfox" 125 cm³, mit der Hollaus 1954 Weltmeister wurde
* Franz Falk aus Graz
* Georg "Schorsch" Meier aus Bayern, der erste Nicht-Brite, der 1939 die "Senior TT" auf der Insel Man gewonnen hatte
* Fritz Walcher, Sieger des ersten Nachkriegsrennen im Oktober 1946 in Salzburg-Nonntal
* die Brüder Ferdinand und Edi Kranawetvogel, beide ehemalige Salzburger Motorradrennfahrerl
* Siegfried Cmyral, der von 1929 bis 1932 die sagenumwobene Kompressor-Puch pilotierte
* August "Gustl" Hobl, DKW-Werksfahrer in den 1950er Jahren, mehrfacher deutscher Meister
* Franta Stastny Vizeweltmeister aus der Tschechoslowakei
* Hans Haldemann aus der Schweiz, der ebenfalls in der Rangliste der WM einige Male mit seinen schnellen Norton-Gespannen aufschien
* Walter Zeller, Bayern, ehemaliger BMW-Werksfahrer und mehrfacher deutscher Staatsmeister sowie einmal WM-Vizeweltmeister
* Erwin Lechner, Österreich, siebenfacher Motorradstaatsmeister
* Nello Pagani, italienischer Motorradweltmeister und Automobilrennfahrer.
* Fritz Walcher aus Seewalchen

Prominente als Zuschauer fanden sich ebenfalls ein, wie Prof. Eberan von Eberhorst, angesehener österreichischer Ingenieur, der vor allem an der Entwicklung und Bau von Grand-Prix-Rennwagen bei Auto Union in der Zwischenkriegszeit beteiligt war, Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, die früheren BMW-Konstrukteure Dipl.-Ing. Schleicher und Klaus von Rücker, die beide international bekannten Motorradexperten Dipl.-Ing. Helmut Hütten und Ing. H. W. Bönsch.

Auch hinter den Kulissen waren bekannte Salzburger tätig, zum Beispiel Fritz Stengl, Leiter der Zeitnahme (Christian Krackowizer, einer der beiden Söhne von Helmut, übernahm die EDV-mäßige Auswertung der Zeiten). Der Vater von Fritz STengl war Rennleiter bei den Großglockner Automobil- und Motorradrennen 1935, 1938 und 1939, sowie schon vorher bei den Gaisbergrennen gewesen, sein Sohn Manfred Stengl erfolgreicher Motorradrennfahrer, Bob- und Rennrodelsportler);

Die Fahrzeuge
Auch hier wäre natürlich die Liste lang, würde ich alle "Edelsteine" erwähnen. Doch für ein paar sollte hier Platz sein:
* z.B. 1981 war ein legendären "Silberpfeil" von Mercedes-Benz in Salzburg, mit dem 1939 Hermann Lang Europameister wurde; dieser 3-Liter-Kompressorwagen mit knapp 500 PS wurde von Niki Lauda pilotiert;
* z.B. 1981 gab es als ältesten Wagen den 1,5-Liter-Vierzylinder-Kompressor Mercedes Benz 1924 zu sehen, der aus dem Deutschen Museum München stammte und als Siegerfahrzeug der Targa Florio 1924 berühmt wurde.
* z.B. 1981 war ein Talbot-Largo-Grand-Prix-Wagen aus 1949, der "Delahaye-Sport", gefahren von Fürst zu Hohenlohe-Langenburg zu den "Edelsteinen";
* z.B. 1981 pilotierte Helmut Schellenberg einen Bugatti 35 C, mit dem Fürst Lobkowitz beim Gaisbergrennen 1930 teilnahm und einen spektakulären Unfall verursachte;
weitere Fahrzeuge u. a. bei den Automobilen:
Austro Daimler ADM 1924, DKW F1 Rennwagen 1930, Rolls Royce 20/25 aus 1934, Mercedes Benz 300 SL aus 1952, ein Staguellini Formel Junior 1959 (die Firma Stanguellini ist in Modena, Italien zu Hause und auch Niki Lauda fuhr einmal einen Rennwagen aus diesem Haus);

Bei den Motorrädern:
* z.B. 1981 sah man erstmals auch eine Werk-NSU-350-cm³ aus 1937 mit dem letzten Doppelnockenmotor von Walter Moore, dem englischen Konstrukteur der NSU-Königswellen-Renner bis 1938 - sie wurde vom Badener Heinz Metzmeier restauriert und gefahren;
* z.B. 1981 kam der Bremer Günther Warnecke mit der von ihm aufgebauten und von seinem Sohn gefahrenen, seltenen 500er Rudge TT Replica 350 cm³;
* Reinhard Hollaus fuhr die NSU Rennfox 125 cm³, mit der sein Bruder Rupert Weltmeister geworden war;
* Ivan Rhodes (GB) brachte 1974 die einzige noch in Form befindliche 500-cm³-Werks- Velocette an den Start, mit der vor 1939 Stanley Woods (GB), der zehnfache TT-Sieger, den Halbliter-Nortons mit Guthrie, Frith und Daniell das Leben sauer machte;
* Hans Wilhelm Busch (BRD) brachte 1974 eine achventilige V-2-Zylinder Wanderer aus 1925 nach Salzburg;
* 1987: Michael Krauser jun. brachte die ex-Weltmeisterschafts- BMW-Beiwagenmaschine von Deubel/Hörner von 1961;
* 1987: der schnelle Deutsche Erwin Bongards fuhr die vollverkleidete Doppelnocken-Einzylinder- Guzzi von 1955;
weiters eine Scott TT 500 aus 1926, Puch 250 Sport aus 1928, Megola 640 5-Zylinder aus 1923, DKW 350 SS aus 1939 und natürlich jede Menge Rudge-Motorräder.

Der Markenreigen begann mit Ariel und AJS und reichte über Brough-Superior, BSA, Calthorpe,  D-Rad, Douglas, DKW, DSH, Gillet Herstal, Humber, Harley-Davidson, Moto Guzzi, Megola, Norton, New Imperial, NSU, Puch, Raleigh, Rudge, Schütthoff, Standard, Velocette und Wimmer bis Zenith (die Aufzählung ist aber unvollständig).

Die Sponsoren

Eine derartige Veranstaltung wäre auch damals schon nicht ohne die großzügige Unterstützung von Firmen möglich gewesen. So lief der Automobilteil unter dem Titel "Mercedes-Benz Cup", später dann umbenannt in "Mercedes-Benz-Trophäe Alfred Neubauer", gesponsert von Mercedes Benz Österreich und der Motorradteil unter dem Titel "Castrol Austria Trophy", gesponsert von Castrol Austria. Natürlich gab es noch eine Reihe weiterer Sponsoren wie z. B. den österreichischen BMW-Importeur Wolfgang Denzel.