Einzelne Rennen aus der Salzburger Motorsportgeschichte

Auch in der "Steinzeit" der Motorisierung gab es bereits einige motorsportliche Veranstaltungen im Land Salzburg. Einige möchte ich hier kurz beschreiben, weitere Veranstaltungen können im Salzburgwiki nachgelesen werden.

Straßenrennen Salzburg Wien am 1. und 2. Juni 1900
Fernstreckenrennen Paris - Wien 1902
Prinz-Heinrich Automobil-Tourenfahrt 1909
Internationale Alpenfahrten (Vorkrieg) 1910-1914
Rennerbergrennen am 10. Mai 1925
Erstes nationales Straßenrundrennen in Salzburg, 19. Juli 1936
Speedway Meeting

1. und 2. Juni 1900 Straßenrennen Salzburg - Wien

Das erste Straßenrennen im kk Kronland Salzburg fand von Salzburg nach Wien am 1. und 2. Juni 1900 statt, gerade einmal fünf Jahre, nachdem die Salzburger überhaupt zum ersten Mal ein Automobil gesehen hatten.

Dieses Rennen wurde in zwei Etappen ausgetragen: Salzburg - Linz (129 km) und Linz - Wien (195 km). Einer der prominenten Zuschauer war Erzherzog Ferdinand III. von Toskana mit seiner Familie. Am 1. Juni um 13 Uhr wurde das Rennen in Gnigl auf der Linzer Bundesstraße gestartet: 18 Konkurrenten gingen an den Start, von denen aber nur 14 Linz und schließlich 12 Wien erreichten. Andere Quellen berichten von nur 17 startenden Teilnehmern.

Sieger wurde Dr. Richard Ritter von Stein auf einem Vier-Zylinder-Daimler mit 24 PS mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 43,548 km/h. Die gesamte Strecke wurde von den Teilnehmern in einer Gesamtzeit zwischen sieben und 14 Stunden zurück gelegt.

Fernstreckenrennen Paris - Wien 1902

Salzburg war beim Fernstreckenrennen Paris - Wien 1902 Etappenziel.

Warum Fernstreckenrennen?

Sowohl das Automobil als auch die Motorräder steckten um 1900 noch in ihren Kinderschuhen. Die Straßen hatten noch keinen Asphaltbelag, Gummireifen noch unbekannt bzw. ohne Luft, die Materialien gebrechlich und die Fahrer verwegen. Reifenwechsel nach wenigen Kilometern stand oft an der Tagesordnung.

Eine Marke verkaufte sich also hauptsächlich über sportliche Erfolge, über Zuverlässigkeitstests, möglichst vom Hersteller persönlich erzielt (was ja noch Jahrzehnte anhielt, beispielsweise beim legendären Motorradrennen auf der Insel Man, der Tourist Trophy).
So wurde vor allem in Frankreich um die Jahrhundertwende zahlreiche Langstreckenrennen veranstaltet. Teilweise mit katastrophalen Unfällen, teilweise mit betrügerischen Episoden (man transportierte sein Fahrzeug mit der Eisenbahn...).

Die Etappe in Salzburg

Das Rennen 1902 von Paris über Salzburg nach Wien führte über 1.432 km. Die zweite Etappe von Belfort (Frankreich) durch die Schweiz nach Bregenz, Vorarlberg, musste neutralisiert, jedoch in längstens zehn Stunden, passiert werden. Neutralisiert heißt, dass die Fahrzeuge nicht im "Renntempo" unterwegs sein durften, da die Schweizer Regierung dem Rennen ihre Zustimmung verweigert hatte.

Von Bregenz ging es dann über den Arlberg mit Mittagsrast in Innsbruck nach Salzburg, zur letzten Rast vor der letzten Etappe. In Salzburg angekommen, standen die Fahrzeuge im Parc Fermé (motorsportliche Bezeichnung für eine Art von Fahrerlager, in die Fahrzeuge vor oder nach technischen Kontrollen eingesperrt werden, damit man keine technische Manipulationen mehr am Motor oder Fahrwerk vornehmen kann) im Hof der Kaserne in der Paris-Lodron-Straße.

Die letzte Etappe Salzburg - Wien wurde am 29. Juni auf der Linzer Bundesstraße in Gnigl gestartet. Die ersten vier Fahrer wurden in Abständen von 15 Minuten auf die Strecke geschickt. Die weiteren Fahrer starteten in zehn Minuten Abständen.

Sieger wurde der Franzose Marcel Renault (Sie erinnern sich an die oben stehende Einleitung...), dessen Wagen mit "nur" 34 PS leistungsmäßig fast allen anderen Konkurrenten deutlich unterlegen war. Aber sein leichteres Gewicht und vor allem seinen Zuverlässigkeit brachten ihm den Sieg. Seine "Schnittgeschwindigkeit" inkl. den Stopps für Reifenwechsel, Tanken und Reparaturen betrug aber immerhin noch 62,5 km/h.

Die Renaissance des Rennens Ein Bild von dem nostalgischen Rennen 1967. Blick über den Salzburger Residenzplatz. (c) Helmut Krackowizer

65 Jahre später, 1967, wurde dieses Rennen wiederholt und die Salzburger konnten auf dem Residenzplatz die Fahrzeuge von einst bestaunen. Die "Salzburger Nachrichten" berichteten ausführlich über dieses motorsportliche Ereignis.
Über das Rennen 1902 habe ich im Salzburgwiki einen längeren Beitrag zusammengestellt, siehe diesen Link.

Prinz-Heinrich Automobil-Tourenfahrt

Die Prinz-Heinrich Automobil-Tourenfahrt war ein nach dem Prinzen Albert Wilhelm Heinrich von Preußen (1862 - 1929) benanntes Autorennen. Es wurde erstmals 1908 ausgetragen. Es fand 1911 dann zum letzten Mal statt.

Prinz Heinrich, selbst ein begeisterter Rennfahrer, stiftete als Siegerpokal ein 13,5 kg schweres Modellauto aus reinem Silber. Dabei handelte es sich um einen Wanderpreis, der also von Sieger zu Sieger weiter gegeben wurde. Den Statuten des Rennens nach muss der Preis nach drei Jahren endgültig vergeben werden.

Da in den drei Rennen jeweils eine andere Marke siegte (1908: war es Benz mit Fahrer Ing. Fritz Erle, 1909: Opel mit Fahrer Komm.-Rat Dr. Wilhelm Opel, 1909: Austro Daimler mit Fahrer Prof. h. c. Ferdinand Porsche, wurde durch Ziehung aus der Urne ermittelt. Porsche zog als letzter und gewann die Trophäe. Er hatte diese 30 Zentimeter große Nachbildung eines 50-PS-Benz-Tourenwagen bis 1945 auf seinen Schreibtisch stehen, bis sie einer Plünderung im Porsche-Haus in Stuttgart, Bundesrepublik Deutschland, zum Opfer fiel.

Zum Rennen zugelassen waren nur viersitzige Tourenwagen, die mit drei Personen zu besetzen waren. Diese Rennen waren aber keine Wettrennen im klassischen Stil, sondern mehr eine touristische Rundfahrt.

Die Fahrt und Salzburg 113 Fahrzeuge starteten am 10. Juni 1909 in Berlin. Sechs Etappen, zwei Schnelligkeitsprüfungen und zwei Ruhetage brachten die Mannschaften über Breslau, Polen, Budapest, Ungarn über Salzburg nach München, Bundesrepublik Deutschland. Im Ziel am 17. Juni kamen noch 92 Fahrzeuge an.

Internationale Alpenfahrten (Vorkrieg)

Die Internationalen Alpenfahrten vor dem Ersten Weltkrieg führten neben anderen Alpenstraße auch über den Katschbergpass und den Radstädter Tauern.

Es war die Zeit, in der die Automobile gerade begannen, sich zu entwickeln. Wettbewerbe waren also die wichtigste Möglichkeit, Können und Zuverlässigkeit von Fahrzeugen einem breiten Publikum zu demonstrieren.

Neben der Prinz-Heinrich Automobil-Tourenfahrt, die von Deutschland aus ganz Mitteleuropa Impulse brachten, begann der Österreichische Automobil Club (ÖAC) 1910 mit den bis 1914 durchgeführten Internationalen Alpenfahrten.

Die erste Fahrt, 1910, führte über nur 867 Kilometer. Bei der zweiten, die vom 13. bis 16. Mai 1911 stattfand, waren es schon 1.421 Kilometer, die man Non-Stop fuhr. Die Hauptkriterien waren der ununterbrochene Lauf des Motors, bestimmte Maximalzeiten für jede Etappe, Kontrolleure an Bord jedes Fahrzeugs und natürlich die obligatorische Plombierung aller wichtigen Bestandteile des Wagens (um unerlaubtes Auswechsels wegen Defekts zu verhindern). Derjenige, der am wenigsten Strafpunkte für Defekte, unfaires Verhalten oder verspätetes Erscheinen am Start hatte, war der Sieger.

1911 errang Ferdinand Porsche mit seinem Team von Austro Daimler nach strafpunktfreier Fahrer den Teampreis. Für die "Reichsdeutschen" gab es eine große Überraschung über die Schwierigkeiten in den Bergen, die sie mit einem Donnerwetter, das sind Berge! kommentierten.

Die dritte Alpenfahrt fand vom 16. bis 27. Juli 1912 statt und führte über 2.364 Kilometer. 1913 führte sie über 2.610 Kilometer vom 22. bis 29. Juni. Die letzte Alpenfahrt vor dem Krieg schließlich brachte acht Etappen über 2.932 Kilometer vom 14. bis 23. Juni 1914.

Beim Siegerpokal handelte es sich um einen Wanderpokal wie bei der Prinz-Heinrich-Fahrt. Da jedes Jahr ein anderer Sieger war, behielt sich der ÖAC den Pokal und fertigte Abgüsse für die einzelnen Sieger an.

Rennerbergrennen

Das Rennerbergrennen fand am Sonntag, den 10. Mai 1925 auf der Wiener Straße, (heute Bundesstraße 1) am Rennerberg in Hallwang im Land Salzburg statt.

Auf der Schotterstraße von Mayrwies bei Salzburg hinauf Richtung Eugendorf veranstaltete der SAMTC auf der 5,4 km langen Strecke ein Motorradrennen. Schnellster des Tages war der bekannte Tiroler Eduard (Edi) Linser auf ''Sunbeam'' mit einer Zeit von 3:13,8 min, was einem Schnitt von 100,3 km/h entspricht. Der Wiener Fahrer Fred Turnowski auf Douglas konnte trotz eines Missgeschicks - ein Steinschlag hatte ihm eine Benzinzuleitung beschädigt und damit einen Zylinder außer Tätigkeit gesetzt - die 750 cm³ Klasse in 4:20 min gewinnen; bei den Beiwagengespannen waren Ing. Eichler auf Douglas in der Klasse bis 600 cm³ mit einer Zeit von 5:56,4 min erfolgreich, in der Klasse über 600 cm³ Eckher auf Henderson in einer Zeit von 4:14,8 min.

Graf Boos-Waldeck, einer der damals bekanntesten Salzburger Motorsportler, war in der Klasse bis 175 cm³ auf ''Sun'' in einer Zeit von 5:37,2 der schnellste.

Erstes Nationales Straßenrundrennen in Salzburg

Am 19. Juli 1936 fand in der Stadt Salzburg das erste nationale Straßenrundrennen für Motorräder im Stadtteil Schallmoos statt.

Der 2,4 km lange Rundkurs führte über Gniglerstraße - Bayrhamerstraße - Rupertgasse - Vogelweiderstraße mit Start und Ziel. Die schnellste Runde fuhr der Salzburger Pepi Jung auf Norton 350 cm³.
Dazu gibt es eine längeren Beitrag mit Originalberichten im Salzburgwiki.

Speedway Meeting

Am Sonntag, 4. Mai 1947 fand in Salzburg - Aigen auf der Trabrennbahn vor 20 000 Zuschauern das erste Nachkriegs-Sandbahnrennen als Marathon-Motorradmeeting statt.

Rennverlauf
Die Veranstaltung wurde von dem gerade erst gegründeten SAMTC veranstaltet. Schon gegen Mittag setzte eine wahre Völkerwanderung zur Trabrennbahn ein. 96 Nennungen lagen vor und je Klasse wurden zwei, bei manchen sogar drei Läufe gefahren: sechs Stunden heulten die Motoren auf der 1 000 m langen Bahn auf.

Zwar waren kaum Salzburger unter den ersten der jeweiligen Läufe platziert, aber die Salzburger konnten den späteren Europa-Sandbahnmeister aus Österreich, Martin Schneeweiß (Wien) bewundern. Die im Jahre 1935 aufgestellte Bahn-Bestzeit von Hubmann, der die schnellste Runde in 33,15 Sekunden (was einem Schnitt von 109,9 km/h entspricht) fuhr, wurde diesmal nicht unterboten: Martin Schneeweiß war mit 37,5 Sekunden der Tagesschnellste.

Die Laufsieger
1. Rennen, bis 125 cm³: Josef Hofer (Graz)
2. Rennen, Junioren bis 250 cm³: Arthur Raab (Linz)
3. Rennen, Senioren bis 250 cm³: Karl Marxreiter (Plattling, Bayern)
4. Rennen, Puch-Motorräder bis 250 cm³:
  1. Lauf: Hans Pölzl (Wien)
  2. Lauf: Hermann Binder (Ternitz), 2. Richard Kwitt (Salzburg)
Sieger beider Läufe (rechnerisch): Hermann Binder (Ternitz)
5. Rennen, Junioren bis 350 cm³:
  1. Lauf: Josef Worschnig (Graz)
  2. Lauf: Sepp Rauscher (Freistadt)
Sieger beider Läufe (rechnerisch): Josef Worschnig (Graz)
6. Rennen, Senioren bis 350 cm³:
  1. Lauf: Martin Schneeweiß (Wien)
  2. Lauf: Karl Marxreiter (Plattling, Bayern)
Sieger beider Läufe (rechnerisch): Martin Schneeweiß (Wien)
7. Rennen, Beiwagen bis 1.000 cm³:
  1. Lauf: Josef Eigner (Linz)
  2. Lauf: Georg Mach (Wien)
Sieger beider Läufe (rechnerisch): Georg Mach (Wien)
8. Rennen, Junioren bis 500 cm³:
  1. Lauf: Josef Worschnig (Graz)
  2. Lauf: Sepp Rauscher (Freistadt)
Sieger beider Läufe (rechnerisch): Sepp Rauscher (Freistadt)
9. Rennen, Senioren bis 500 cm³:
  1. Lauf: Georg Naneder (München, Bayern)
  2. Lauf: Martin Schneeweiß (Wien)
Sieger beider Läufe (rechnerisch): Martin Schneeweiß (Wien)
10. Rennen, Clubrennen des SAMTC:
1. Sepp Hofmann, Salzburg; 2. Konrad Eckschlager, Salzburg; 3. Richard Felkl, Salzburg
11. Rennen, Senioren der Klasse A: Karl Marxreiter (Plattling, Bayern)
12. Rennen, Handicap der beiden Erstplacierten: Otto Brindl (München, Bayern)