Tauernrennen 1925-1927
Am 30. August 1925 fand zum ersten Mal das Internationale Tauernrennen für Automobile und Motorräder statt. Das zunächst als nationales Rennen, ab 1926 als internationales veranstaltete Rennen führte von Radstadt über den Radstädter Tauern auf einer zwischen 10,45 km und 20 km langen Strecke in den Lungau.
Die Rennen
Rennen 1925
Unter den Teilnehmern der Automobilisten fanden sich prominente
Salzburger wie Baron Friedrich Mayr-Melnhof, der auf Steyr-Sport als Sieger der
Sportwagenklasse bis fünf Liter eintrug, Hans Gessele, Sohn des S.A.C.
Präsidenten, am als Sieger der Rennwagenklasse bis zwei Liter ins Ziel, Karl
Spängler und Rudolf Zrost, beide auf Gräf & Sitft-Wagen.
Wolfgang von Karajan (rechts im Bild in der Mitte), der ältere Bruder des Dirigentens Herbert von Karajan, sorgte mit einem Klassensieg auf Douglas 750 cm³ für Aufsehen. Der schnellste Mann des Tages war aber ein Motorradfahrer, Prof. Robert Eberan von Eberhorst, der später im Verlauf seines Lebens in der Welt des Kraftfahrzeuges zu einer anerkannten Kapazität wurde. Der damalige Student der Technik steuerte eine 1000er Matchless mit seitengesteuertem V-Zweizylinder -Motor in der Zeit von 8 Minuten und 40 Sekunden über die 10,45 km lange Strecke, die eine durchschnittliche Steigung von 7,5 Prozent bei einem Höhenunterschied von 754 Meter aufwies. Diese Zeit entsprach einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 70,6 km/h auf einer Sandstraße! Der Salzburger Graf Boos-Waldeck wurde in der Klasse bis 175 cm³ Zweiter.
Insgesamt waren 23 Motorräder und 21 Automobile zu diesem ersten, etwas verregneten Tauernrennen gekommen.
Rennen 1926
Beim zweiten Tauernrennen, am 11. Juli 1926, nun bereits als internationales Tauernrennen ausgeschrieben, kam der Sieger der Klasse Sportwagen bis acht Liter Hubraum aus Obertrum: Brauereibesitzer Josef Sigl auf Gräf & Stift. Die Distanz in diesem Jahr betrug bereits 20 Kilometer. Bei den Motorrädern war in diesem Jahr der Wiener Karl Gall mit einem Schnitt von 76,6 km/h der Schnellste. Leider konnten die Salzburger, außer einem zweiten Platz von Graf Boos-Waldeck sich in diesem wesentlich größeren Starterfeld nicht so behaupten wie beim ersten Tauernrennen.
Bei diesem zweiten Rennen waren Wolfgang von Karajan, Friedrich Freiherr von Mayr-Melnhof und Rudolf Zrost diesmal nicht als aktiver Rennfahrer dabei. Von Mayr-Melnhof war im Organisationsteam, Prof. Dr. Bernhard Paumgartner amtierte am Start und Zrost war Starter. Technische Kommissäre bei der Abnahme waren Wolfgang von Karajan, Ing. Edwin Schurich, Dipl.-Ing. Alfred Kerger und Prof. Buben. Die Streckenleitung lag in den Händen von Richard Tomaselli und Oberstleutnant Adolf Röhrs.
Trotz des seit Wochen anhaltenden Regens fanden sich rund 5 000 Zuschauer ein, die teils mit Sonderzüge aus Salzburg, teils mit (300) Autos angereist waren. Unter den Besuchern befinden sich u.a. vom Oesterreichischen Automobil-Club, Präsident Dr. Friedrich Baron Haymerle und Komm.-Rat Bauer, der Präsident des Oö Autobmobil-Clubs, Komm.-Rat Höngg, der Präsident des steirischen Automobil-Clubs, Reininghaus, der Präsident vom Kärntner Automobil-Clubs, Dr. Mravlak, vom Automobil-Club, Major Czermak und Graf Almeida. Ferner konnte man Erzherzog Josef Ferdinand und die Gattin des Bundeskanzlers Dr. Ramek und zahlreiche Mitglieder Aristokratie sehen.
Rennen 1927
1927 fand das "Internationale Tauernrennen" am 21. August zum letzten Mal statt. Die Streckenlänge betrug in diesem Jahr nur 10,2 km mit Start der Ortschaft Untertauern. Am Start waren aus Salzburg Fritz Walcher und Richard Klein, später Präsident des SAMTC; als Starter war Paul Koppenwallner sen. tätig, selbst ein aktiver Motorradfahrer.
Man schätzte, dass etwa 10 000 Besucher gekommen waren, mit etwa 500 Automobilen und 1 500 Motorrädern. Unter ihnen befand sich auch Landeshauptmann Hofrat Dr. Franz Rehrl, Kommerzialrat Josef Klein, Vize-Präsident des S.A.C. und Handelskammer-Präsident Hermann Gessele, Bezirkshauptmann Baron Lichtenturm, Fürst Fürstenberg, Fürst zu Schaumburg-Lippe, Prinz Ferdinand Lichtenstein, Graf St. Julien, Graf Boos-Waldeck, Wolfgang von Karajan, Hugo von Hofmannsthal, Komm.-Rat Tomasselli, Bankier Spängler, Eberan von Eberhorst und viele andere.
Bei den Motorräder gab es einen neuen Durchschnittsgewindigkeitsrekord: mit einem Schnitt von 86 km/h brauste der Wiener Karl Gall im Sattel einer blau-weißen BMW Boxermotor über die Strecke. Der Sieg in der Beiwagenklasse ging an den Salzburger Mechanikermeister Hermann Fink. Eddy Meyer, sicherer Anwärter der Salzburger Landesmeisterschaft 1927, war im Training mit seinem Rennmotorrad so gestürzt, dass er damit nicht im Rennen antreten konnte. Er musste mit einer "Alltagsmaschine" antreten. Damit war er einer der drei Tagesschnellsten und gewann auch die Meisterschaft.
Bei den Tourenwagen schaffte der Obertrumer Bierbrauer Josef Sigl auf Gräf & Stift mit 9:22 min neuen Tourenwagenrekord, während Baron Friedrich Mayr-Melnhof in der Sportwagenklasse aufgeben musste.
Die Preisverteilung fand dann im Rahmen eines Festabends im Hôtel de l'Europe in der Stadt Salzburg statt.
Dann fiel der Vorhang über das Tauernrennen, da die Gaisbergstraße
bei Salzburg entstand und ab 1929 die Nachfolge (siehe
Gaisbergrennen) dieser ersten großen Salzburger Bergrennserie am Tauern antrat.
Quelle: Fachzeitschrift "Das Motorrad", Jahrgänge 1925, 1926 und 1927