Ernst Kronreif, Mitbegründer der KTM Motorenwerke in Mattighofen
Ernst Kronreif I. (* 13. Dezember 1920 in der Stadt Salzburg, † 24. Mai 1960 in Grödig) war einer der Gründer und Mitbesitzer von KTM (Kronreif Trunkenpolz Mattighofen Motorenbau). Im Bild in der Mitte stehend als Rennleiter eines Straßenrennens in Hallein. Er wohnte im Gasthof Hohlwegwirt in Hallein-Taxach und ist in Anif-Niederalm begraben. Im Bild rechts, stehend mit Krawatte;
Sein Leben
Ernst Kronreif I. wuchs bei seiner Tante, Maria Hartmann, genannt "Lola", im
Gasthof Hohlwegwirt in Taxach bei Hallein auf. Nach der Pflichtschule erlernte
er das Mechaniker- und Kraftfahrzeuggewerbe im Halleiner Familienbetrieb
Fichtner. Nach Abschluss der Lehre und Gesellenprüfung im Jänner 1938 war er
beim Gartenauer (ebenfalls ein Stadtteil von Hallein) Zementwerk der Gebrüder
Leube in Hallein-Gartenau als Schmiedhelfer und Schlosser beschäftigt.
Nach Einberufung zur deutschen Wehrmacht und Fronteinsätzen in Frankreich, Skandinavien und Griechenland kehrte er als Leutnant unversehrt im April 1945 nach Salzburg zurück. Unter Lebensgefahr entschärfte er die von der SS errichtete Panzersperre auf der Salzachtal Bundesstraße und konnte so eine ernsthafte Beschädigung des Gasthauses Hohlwegwirt verhindern. Die Stahlbetonbrücke über die Königsseeache konnte er aber nicht mehr retten. Diese wurde tatschlich gesprengt.
Nach Kriegende übernahm er gemeinsam mit seiner Ehefrau Ida und seiner Tante die Führung des Gasthauses, das in den folgenden Jahren ständig ausgebaut und modernisiert wurde. Seine große Begeisterung galt jedoch dem Motorsport.
In Hallein sorgte Ernst Kronreif I. als Obmann der Kraftfahrer-Ortsgruppe des ARB Hallein, der am 11. März 1951 wieder aus der Taufe gehoben wurde, für neuen Schwung. Im selben Jahr startete er am 1. Mai beim 1. Mai Rennen in Salzburg-Liefering in der Kategorie Automobile-, Sport- und Tourenwagen'' mit seinem Eigenbau Salmson 1098.
Seine große Freude waren seine Gattin Ida und die Kinder Richarda und Ernst. Seine Schaffenskraft wurde jedoch schon frühzeitig durch eine lange heimtückische Krankheit immer mehr geschwächt. Die letzte Zeit wohnte bei seiner Tante Lola, die in Grödig in der Arztvilla Dr. Hartmann, heute Sitz der Gemeinde Grödig, zu Hause war. Am 24. Mai 1960 erlag Ernst Kronreif I. dann in Grödig seinem Krebsleiden. Er liegt am Ortfriedhof von Anif-Niederalm begraben, wo er auf seinem letzten Weg von zahlreichen Motorradsport-Kollegen getragen und begleitet wurde.
Kronreif I. und KTM
Aus seiner Leidenschaft für Motorsport ergab sich auch seine eigentliche
Berufung und Bestimmung. "Rutsch rüber" sagte Ernst Kussin, ein Salzburger
Rennfahrer, zu dem auf einem
Tisch in der Wartehalle des Salzburger Hauptbahnhof liegenden Ernst Kronreif I.
seinerzeit nach dem Krieg. Dieser wartete auf das einzige Verkehrsmittel, das in
die Nähe von Hallein-Taxach fuhr, die „Rote Elektrische“. Ernst Kussin, der
ebenfalls in Hallein wohnte, kannte Hans Trunkenpolz,
der bereits eine Firma mit dem Namen „KTM“ in Mattighofen besaß.
Ernst Kronreif I. wohnte bei seiner Tante, Maria Hartmann, geborene Kronreif, beim Hohlwegwirt in Taxach und bastelte gerade an seinem Monoposto-Rennwagen "Salmson". Trunkenpolz wollte Motorräder bauen und hatte kein Geld. Kronreif hatte Ideen und - seine Tante - das Geld. Sie nahm auf ihr privates Haus in Grödig je einen Hypothekarkredit von öS 450.000.-- und auf den Hohlwegwirt öS 150.000.-- auf, den sie Ernst Kronreif und Hans Trunkenpolz im Sommer 1953 zur Gründung der Firma „KTM“ - "KTM-Motorfahrzeugbau KG, Kronreif & Trunkenpolz Mattighofen " lieh. Vorher bedeutete KTM "Kraftfahrzeuge, Trunkenpolz, Mattighofen".
Ab diesem Zeitpunkt stand für Ernst Kronreif I. neben der Familie die Entwicklungsarbeit, der Vertrieb und das Renngeschäft für KTM im Zentrum seines Interesses.
Zu den herausragenden Leistungen des KTM Teams der ersten Stunde gehörte unter anderem die Nonstop-Fahrt Paris - Wien der 125 cm³ KTM Maschinen am 30. September 1954. Für die Strecke von 1278 km benötigten die drei Fahrer Hans Trunkenpolz, Albert Brenter und Paul Schwarz 18:16 Stunden reine Fahrzeit, was immerhin einen Schnitt von beinahe 70 km/h bedeutete. Die gesamte Fahrzeit inkl. Pausen und Fahrerwechsel betrug 21:41 Stunden und somit war das Team von KTM mit dem "Motorrad" schneller als damals der "Arlberg-Express-Zug" auf selber Strecke!
Ernst Kronreif, der stets auf der Such nach neuen Ideen zur werbewirksamen Bekanntmachung von KTM war, kam auch auf die Idee, als Firmenfarbe Orange zu wählen!
Weitere technische Entwicklungen von Ernst Kronreif I.
Stellvertretend für seinen Pioniergeist seien folgende Entwicklungen aufgezählt:
- Umbau eines Klein-LKW mit Ford V8 Motor zu einem acht sitzigen PKW mit
Holzrahmenkonstruktion;
- Umgestaltung eines Monoposto-Rennwagens "Salmson" zu einem zweisitzigen
Rennsportwagen;
- Bau eines Rennsportwagens mit Mittelmotor (BMW 750 cm³) auf VW Basis;
- 1956 erschienen bei der Sechstagefahrt in Garmisch-Partenkirchen alle Firmenfahrzeuge
orange lackiert - die Firmenfarbe bis heute!
Quellen: Richarda Sunkler, geb. Kronreif; Peter Krackowizer;