Eine Rundreise mit den wichtigsten Besichtigungsmöglichkeiten
Nicht alle Gebiete des Festlandes von Spanien sind von Touristen überlaufen. Es gibt sie noch, die ursprünglichen Landschaften, in denen noch die Zeit ein wenig langsamer vergeht. Orte, wo man Ruhe und Einsamkeit verspüren kann, wo uralte Gebäude auf eine lange Geschichte verweisen. Zu diesen Gebieten zählen ohne Zweifel Teile Nord- und Nordwestspaniens. Hier ein paar Reisenotizen zu diesem Ur-Spanien.
Baskenland, Euskadi, País Vasco
Über Frankfurt fliege ich nach Bilbao, der wichtigsten Stadt von Euskadi, wie das Baskenland auf baskisch heißt. Der Landeanflug ist bei schönem Wetter einfach toll: zuerst geht es der Küste, von Biarritz kommend, entlang; goldgelbe Sandbuchten, sattgrüne Hügel, tiefblaues Meer - die Maschine fliegt im 90°-Grad-Winkel vom Meer auf Bilbao-Airport zu. Sie meinen, der Pilot schafft das nie - so kurz schaut die Piste aus. Er schafft es! Und jeden Tag wieder. Dann übernehme ich einen Mietwagen. Bei Anflug auf Bilbao sehe ich die vielen Kilometer (ehemalige) Werften, entlang einer Ria, einer fjordartigen Einbuchtung vom Meer her, fanden Tausende Menschen Arbeit, heute nur mehr wenige. Trotz dem Kulturzuckerl Guggenheim-Museum fahre ich gleich die nordspanischen Küste ostwärts entlang und erreiche bald San Sebastián.
Die Küstenlandschaft wird wegen des üppigen Wachstums auch „grünes Spanien“ genannt. Wir befinden uns mitten im spanischen Baskenland. Die Herkunft der Basken und ihre Sprache geben der Wissenschaft noch immer Rätsel auf. Der Kampf um den Erhalt ihrer Sprache und kulturellen Eigenheit war seit jeher ein wichtiges Motiv der Unabhängigkeitsbestrebungen der Basken.
San Sebastián ist mit seinem schönen Sandstrand und dem milden Klima ein weltbekanntes Seebad. Von der „Belle Epoche“ zeugen noch heute zahlreiche Gebäude und die weiten Boulevards.
Auf der Fahrt nach San Sebastián empfehle ich Ihnen einen kleinen Abstecher zum Santuario de San Ignacio de Loyola, dem Geburtsort des baskischen Heiligen. Zentrum des Heiligtums ist das teilweise erhalten gebliebene Schloss der Familie Loyola, mit einer großen Kuppelkirche und der "Casa Santa". 1537 gründete Ignacio de Loyola den Jesuitenorden, begraben ist der Ordensgründer aber übrigens in Bologna in Italien.
Pelota und Stiere
Von San Sebastián geht es ins Landesinnere, nach Süden, nach Pamplona, der Hauptstadt der Region Navarra. Diese Stadt ist bekannt für die jährliche Stierjagd durch die Innenstadt (zwischen 6. und 14. Juli zum Fest des hl. San Fermin). Sehenswert die Kathedrale, das Rathaus mit der üppig verzierten Barockfassade.
Man sagt, aus den Tälern des nordwestlichen Navarra stammten die besten Pelota-Spieler. Pelota ist ein sehr schnelles Rückschlagspiel, das im spanischen und französischen Baskenland gespielt wird.
Doch nun führt mich meine Reise hinaus aus dem Gebirge in die Ebene des Ebro-Flusses, in ein Weinland des Rioja, nach Logroño, der Hauptstadt der Region "La Rioja". Es ist dies die kleinste der 17 "Communidades Autónomas", wenn man von den Balearen absieht. Wohl aber die bekannteste Weinregion Spaniens!
Die Fahrt führt von Pamplona nach Muruzábal, wo sich die Templereremitage de Sta. Maria de Eunate befindet. Anschließend bummle ich noch durch den Ort, wo sich die beiden Pilgerstraßen von Roncesvalles und Canfranc treffen. Sie führen nun auf einem gemeinsamen Jakobsweg weiter nach Westen, nach Santiago de Compostela.
Was liegt sonst noch so am Weg?
Estella mit Stadtrundgang und Besuch der Kirchen „San Pedro de la Rua“ und „San Miguel“.
Villamayor de Monjardin, wo man in die Bodega „Castillo de Monjardin“ zu einer Weinverkostung einkehren sollte.
Bevor Sie in die nächste Bodega „El Coto“ in Oyon einkehren, sehen Sie noch eines der vielen Klöster der Region am Wegesrand.
La Rioja, Wein und Ursprung der spanische Sprache
Schließlich erreiche ich Logroño, Hauptstadt von La Rioja, wo ich im 4-Sterne-NH-Hoteles Herencia Rioja wohne. Es liegt mitten in der Stadt und gleich gegenüber dem Hoteleingang finde ich ein Spezialitätengeschäft mit Schinken, Weinen und anderen Delikatessen der Region. Aber nur wenige der Köstlichkeiten werde ich kaufen können, denn ich muss ja alles im Flugzeug nach Hause bringen können.
Den nächsten Tag widme ich ganz diesem berühmten Weinbaugebiet und seinen kulturellen Schätzen. Nach dem Frühstück führt mich eine kurze Fahrt nach Nájera. Nájera ist schon seit 1.030 n. Chr. ein „Etappenziel“ am Jakobsweg mit seinem Kloster "Santa Maria la Real, Hospital del Santo" - heute ein Parador. Nach einem Bummel durch den Ort fahre ich weiter nach San Millán de la Cogolla, wo ich die beiden ganz in der Spanien, Kloster Yuso im Rioja; Bildquelle: www.lariojaturismo.com Abgeschiedenheit gelegenen Klöster Yuso und Suso besuche. Das Kloster Yuso hat den Beinamen „Escorial von La Rioja“ und gilt als die Geburtsstätte der spanischen Sprache. Es ist unglaublich, welch einen Klosterschatz Besucher noch heute dort besichtigen können. Das Kloster liegt abseits der Verkehrswege in einem Tal, ruhig und fernab der Hektik des Alltags, wenn Sie überhaupt in diesem Teil Spaniens Hektik finden können. Während einer Führung durch Kirche und Kloster durch einen Padre, der auf deutsch mit leiser, lispelnder Stimme die Geschichte des Klosters schildert, geht draußen ein heftiges Gewitter nieder. Drinnen fühle ich mich sicher und geborgen, in den mächtigen Mauern Anfang des 11. Jh. begonnenen Baus.
Die Mittagspause lege ich dann in Haro ein. Haro gilt als „Hauptstadt“ des Rioja-Weines, da es Sitz der meisten namhaften Bodegas ist. Das Örtchen erhielt als eines der ersten Orte Spaniens elektrisches Licht. Ich nehme mir Zeit für einen Bummel durch die Stadt mit ihren zahlreichen Bodegas (Weinstuben, -keller). Nach einem reichhaltigen Mittagessen, nehme ich die Straße durch Weinberge, über ein Hochplateau zwischen Haro und Logroño, in den kleinen Ort Cenicero. Nun suche ich nach einem Weinbauern, einem Weinkeller, in dem ich ein paar Kostproben der herrlichen Rioja-Weine zu mir nehme, bevor ich abends wieder nach Logroño zurück kehre.
zum SeitenanfangKantabrien
Von Logroño aus führt mich meine Reise nochmals durch den landschaftlich so reizvollen Teil des Weinbaugebietes Rioja nach Laguardia, das bereits wieder im Baskenland liegt. Dort laden mittelalterliche Gassen zum Bummeln ein und die gut erhaltene Stadtmauer ist sehenswert. Über die Weinorte Samaniego und Labastida verlassen ich das Rioja-Gebiet und fahre wieder in nördliche Richtung nach Gasteiz-Vitoria. Sie ist die am wenigsten „baskische“ Stadt, obwohl sie Sitz der baskischen Regierung ist. Ein wichtiges Datum in der Geschichte der Stadt ist das Jahr 1813, als der englische General Wellington hier die napoleonischen Truppen unter General Jourdan besiegte. Besichtigung der Altstadt, der Kathedrale und Spaziergang durch die Gassen mit ihren herrlich erhaltenen Palästen und Herrenhäusern.
Über Bilbao geht des an der kantabrischen Küste entlang nach Castro Urdiales. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten dieser Stadt sind die Kirche Santa Maria und das Schloss Santa Ana. Aber nicht weniger schön sind hier auch die weiten Sandbuchten und -strände. Doch nur im Hochsommer, wenn der Atlantik hier einigermaßen 18° oder 19° C erreichen sollte, finden auch wir Mitteleuropäer Spaß an einem Bad im Meer. Laredo mit seinen weit geschwungenen, goldgelben Sandstränden taucht auf - kurzer Spaziergang durch „La Puebla vieja“ (Altstadt).
Dann erreiche ich die mondäne Stadt Santander, Hauptstadt Kantabriens, mit Spielcasino und dem goldgelben vornehmen Badestrand „El Sandinero“. Im Sommer zieht ein internationales Festival die Menschen an. Von Santander aus werde ich in den nächsten Tagen ein paar interessante Ausflüge unternehmen. Abends kommt keine Langeweile in Santander auf - etliche sehr gemütliche Restaurants und Tapas-Bars laden zum Essen ein. Wer ein kulinarisches Erlebnis sucht: zum Abendessen im Restaurant „La Bombi“, einem pittoresken Lokal, das sich in der Nähe des Fischerhafens „Puertochico“ befindet. Hausspezialitäten sind Fisch, Meeresfrüchte und verschiedene Fleischgerichte. Eigenes Vivarium und Weinkeller.
Die Hauptstadt der Ein-Provinz-Region Kantabriens ist mit seinen rund 180 000 Einwohnern ein Urlaubsort am Meer. Mitten in der Stadt findet der Urlauber goldgelbe Sandstrände, auf der Halbinsel La Magdalena befindet sich die ehemalige königliche Sommerresidenz von Alfonso III., in der heute eine international angesehene Universität untergebracht ist. Ein herrlicher Park mit kleinem Zoo ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Spielkasino, Strandpromenade, verwinkelte Altstadt und viele, viele Tapas-Bars lassen in dieser Stadt keine Langeweile aufkommen.
Auf geht's zur Besichtigung von Santillana del Mar, einem „Juwel“ der kantabrischen Küste, denkmalgeschützt. Im Stift des Ortes sind die Überreste der Märtyrerin Santa Juliana (der Namensgeberin des Ortes) aufbewahrt. Neben der Kathedrale ein sehr eindrucksvoller Kreuzgang. Der Ort selbst strahlt mittelalterliche Atmosphäre aus mit seinen rauen Pflastersteinen auf den Straßen, seinen alten Adelspalästen mit Wappen und verträumten Gässchen.
Comillas. Hier befindet sich - unerwartet sehr einsam und in einem kleinen Ort gelegen - die "Universidad Pontificia" (eine erzbischöfliche Universität), sowie ein interessantes Gebäude von Antonia Gaudi, der „Capricho de Gaudi“. Ich mache noch einen kleinen Abstecher in den Fischerhafen San Vicente. Ein Fischessen hier ist immer ein Erlebnis! Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass auf der Rückfahrt nach Santander vielleicht noch ein Besuch in der "Cueva de Altamira" (Höhle) mit ihren prähistorischen Zeichnungen, die vor 15 000 Jahren entstanden sind, gewünscht wird - doch Pech: die Höhle ist für die Allgemeinheit nicht mehr zugänglich, zu groß ist das Risiko, dass der Atem, die Feuchtigkeit der Besucher, diese faszinierenden Gemälde zerstören könnte. Aber den ca. 1 500 m² großen originalgetreu nachgebildeten Eingangsbereich sowie ein Museum kann man besichtigen.
zum SeitenanfangAsturien
Für den eiligen Urlauber wird es heute wahrscheinlich der Heimreisetag werden, liegt doch Santander von Bilbao, nur etwa eine gute Autostunde entfernt. Doch der Mensch mit Zeit wird gemächlich weiterziehen, nach Westen, am "nördlichen Jakobsweg", wie die Küstenstraße auch genannt wird. Dabei fährt er "Picos de Europa" entlang - einem immerhin über 2 600 m ü. A. hohen Gebirgszug im Norden Spaniens! Es ist ein Naturschutzgebiet mit Wanderwegen und uralten Dörfern.
In diesem in Asturien gelegenen Naturschutzgebiet sollte der Interessierte nach Covadonga fahren. In dieser Gegend gelang es dem spanischen Nationalhelden, dem Westgotenfürsten Pelayo, den Mauren, die schon den größten Teil von Spanien erobert hatten, endlich einmal eine vernichtende Niederlage beizufügen! Das war 722 n. Chr. - wenn Sie wollen, der Anfang vom Ende - für die Mauren. Und daran erinnern das hängende Kreuz unter der Steinbrücke von Cangas de Onis und das Nationalheiligtum der Spanier - die "Cueva Santa" von Covadonga! Ein spanisches "Lourdes"!
Fährt man dann wieder zurück an die Küste und nach einiger Zeit wieder ins Landesinnere, erreicht man Oviedo, die Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Fürstentum Asturien, wie diese Region offiziell heißt. Der Kunstinteressierte sollte die etwas außerhalb der Stadt gelegenen frühromanischen Kirchen Santa María del Naranco, San Miguel de Lillo oder San Julián de los Prados besuchten. Sie stehen auf der Liste der Weltkulturerbe-Bauten der UNESCO. Für Freunde von Süßem ein ganz besonderer Tipp: Man frage nach der Bonbones Peñalba in der Calle Milicias Nacionales Nr. 4 - eine Konditorei, eine Wiener Konditorei! Sie wurde von Hans Jirout aus Wien (* 1910, † 1972) eröffnet, der später auch Leib- und Hoflieferant bei General Franco wurde, ja sogar dessen Hochzeitstorte anfertigte. Ob das aus aus heutiger Sicht eine Auszeichnung darstellte oder nicht, sei dahingestellt. Tatsache ist jedoch, dass man dort Wiener Katzenzungen und andere Pralinen aus Österreich noch heute nach Originalrezept gefertigt erhält. Und Tatsache ist, dass Jirout zusammen mit seinem Freund Hans Watzinger, ebenfalls aus Wien, ebenfalls Konditor in Spanien gewesen, in Gijon (Asturien), 1937 den Royal Award der Konditoren errang. Und zwar mit einem Wiener Streichquartett, hergestellt komplett aus Zuckermasse im Maßstab 1:1 (!), bei dem sogar die Saiten der Instrumente bespielbar gewesen sein sollen! Woher ich das alles weiß? Ich kenne den Großneffen von Jirout.
Und wer dann weiter der asturischen und schließlich der galicischen Küste folgt, wird irgendwann einmal in Santiago de Compostela eintreffen. Zwar ist ab Gijon die Küstenstrecke nicht mehr allzu eindrucksvoll, aber der schnellste Weg zum Wallfahrtsort des Apostel Jakobus. Beschaulicher ab hier ist dann wieder der südliche Jakobsweg, der im Landesinneren führt und den ich teilweise, ich gebe es ja zu, mit dem Auto entlang gefahren bin.
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